Kunst am Stein
und eine Liebeserklärung an den Kronsberg

Artikel aus dem Kronsberger Bürgermagazin, Hannover im Juli/August 2000:

Die Kronsberger können sich freuen und dem Bildhauer Wilfried Behre bei der Gestaltung der neun Skulpturen auf dem Aussichtshügel zusehen. Die Kalksteinriesen gehören zur Außenraumgestaltung des Kronsberges und sind extra für diesen Ort vom Künstler ausgesucht worden. Es sind keine Findlinge, sondern aus einem Kalksteinbruch (50km vor Hannover) herausgelöste Blöcke. Sehr hart, witterungs- und frostbeständig kommen sie aus tieferen Schichten des Steinbruchs und sind versteinertes, ca. 40 Millionen Jahre altes Wattenmeer.

Wie verläuft nun der kreative Bearbeitungsprozess, der aus Natur Kunst macht? Lassen wir den Künstler doch selbst zu Wort kommen: "Von Steinbrucharbeitern werden große Blöcke herausgelöst und ich gucke dann, was ich gebrauchen kann. Ich weiß dann noch nicht genau, so sollīs aussehen. Es hat wohl auch viel mit Intuition zu tun. Also nicht so sehr, dass ein statisches Konzept schon da ist oder ich in mir oder am Computer schon fixierte Bilder hätte."
In der Mulde am Hügel liegen ebenfalls drei Steine, "weil das zusammengehört." Die Objekte werden mit Hammer und (selbstgeschmiedetem) Meißel bearbeitet. "Das ist wunderbar, dass ich an diesem Ort arbeiten kann, da ist alles da, die Lichtverhältnisse, die Umgebung, die Bäume, die gepflanzt sind, und die Weite drumherum; die Wege, die man hier sieht, das alles kann mit einfließen in diese Arbeit, und ich taste mich ganz langsam vor und "erfühle" praktisch die Form. Ich gehe ganz behutsam in der Arbeit voran. Wenn ich merke, ich bin selber unklar oder ich bin sehr unschlüssig, dann lasse ichīs auch, dann bin ich nur am Gucken, am Rumgehen, mach manchmal große Pausen oder merke, jetzt klappts überhaupt nicht. Dann muss ich auch einfach aufhören. Also, es ist eigentlich sehr gut, wenn ich offen bin, innerlich leer, und nicht so voll mit irgendwelchen Gedanken, sondern mich von allem, was da ist, inspirieren lasse und so am Stein arbeite. Da fließt sicherlich vieles mit ein, das weit über mein Bewusstsein hinausgeht. Auf dem Kronsberg spielt die Größe der Steine eine zentrale Rolle, es soll schon was Starkes, Erdverbundenes sein, das dem Ort entsprechend gerecht wird." Als Zeitrahmen für die Fertigstellung ist Ende nächsten Jahres angedacht. Da Wilfried Behre gleichzeitig am Südufer des Maschsees an einer Skulptur meißelt, pendelt er zwischen den Orten hin und her. "Obwohl ich natürlich hier sehr gerne bin. Es ist wunderbar hier. Es ist ein ganz besonderer Ort."

Was die Kunstwerke letztendlich aussagen, da kann sich der Künstler nicht festlegen: "Wichtig ist dieser Ort, dass es da einen Zusammenklang gibt, der die Menschen einlädt, sich hier aufzuhalten, dass man gerne hier ist. Das ist eine Art von Kommunikation, die ich gar nicht in Worte fassen kann. Diese Skulpturen haben schon eine eigene "Sprache". Viele Leute sagen spontan, "ach die Steine hier oben, das macht sich aber gut" und "das ist ja schön", also Leute jeden Alters. Dass ich direkt vor Ort arbeite, und dass die Menschen mich besuchen und diesen Arbeitsprozess miterleben können, ist eine Chance für die Besucher, aber auch für mich. Ich lerne dadurch sehr viel. Diese Arbeit am Stein und gleichzeitig mit den Menschen direkt zu kommunizieren, das ist eine sehr schöne Einheit."
Wilfried Behre, wir freuen uns auf Ihr Werk!

(Wer mehr über Wilfried Behre wissen möchte: Ein Bildband über den künstlerischen Werdegang liegt im Büro, Oheriedentrifft 8, Hannover-Kronsberg aus.) (ns)


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